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Wiederholungsspiel notwendig

erschien am 17.05.2012 in meinem Blog bei spox.com

Bild: dpa/Weihrauch
Bild: dpa/Weihrauch

Es ist schon eine ziemlich blöde Situation. Da trifft man sich am Dienstagabend zum gemeinsamen Fussballgucken, um aus lokalpatriotischen Gründen der Fortuna aus Düsseldorf gegen Hertha BSC Berlin die Daumen zu drücken, um nach 95 Spielminuten mit den Händen vorm Gesicht sagen zu müssen: „Ausgerechnet in Düsseldorf, wieso können die nicht „normal“ aufsteigen, wie jeder andere Verein auch.“ Bleibt die Frage ob dieser Aufstieg nun überhaupt schon feststeht oder das DFB-Sportgericht am Freitag ein Wiederholungsspiel ansetzt.

Man konnte schon froh sein, wenn man pünktlich seinen Platz vor dem Fernseher eingenommen hatte. Die Letzten standen noch am Grill, da schoss Maximilian Beister die Fortunen in Front. Der Ausgleich von Änis Ben-Hatira folgte. Nach dem 2:1 von Ranisav Jovanovic entschieden sich die Hertha „Fans“ dafür, dass der Abstieg wohl nun besiegelt sei und „feierten“ die Zweitliga-Zugehörigkeit der kommenden Saison mit einem farbenfrohen Feuerwerk. Die Hertha-Spieler gingen den Ordnern bei der Beseitigung der Bengalischen Feuer auf dem Spielfeld zur Hand, zum Glück ohne sich dabei Verbrennungen einzuhandeln, was angesichts der Vielzahl an fliegenden Fackeln schon ein Glücksfall gewesen sein dürfte.

Während die Berliner Feuerteufel wüteten, wollten sich einige Düsseldorfer Pyrokünstler auch nicht zurücknehmen, behielten aber immerhin ihre Bengalen bei sich. Auch hier griffen die Spieler beruhigend ein. Nach etwa fünf Minuten konnte die Partie endlich fortgesetzt werden. Man kann nun darüber streiten, wer sich jetzt schlimmer verhalten hat. Fakt ist, dass das Abbrennen von Pyrotechnik nicht gestattet ist und sicherlich beide Vereine eine Strafe erhalten werden.

Nach dem 2:2 in der 85. Minute drohte der fast schon sichere Aufstieg den Düsseldorfern doch noch aus der Hand zu gleiten. Das hielt einige Tausend Fortuna-Fans aber nicht davon ab, sich in den nächsten Minuten im Innenraum der Esprit-Arena einen möglichst guten Platz für den Platzsturm nach Abpfiff zu sichern. Und genau hier hörte die Chancengleichheit auf.

Durch die sich rings um das Spielfeld aufbauende Meute, wurde das Spielgeschehen gestört. Die Medien haben es ja bereits erwähnt und ich sagte es bereits in der abendlichen Runde vor dem TV-Gerät: Wie dreht eben diese Menschenmenge, die nur wenige Meter vom Spielgeschehen entfernt steht, durch, wenn Schiedsrichter Wolfgang Stark jetzt auf Elfmeter für Hertha BSC entscheiden muss? Was passiert dem Torschützen, falls allgemein ein Treffer für Hertha fällt? Mal ganz von solchen potenziellen Spielentscheidungen abgesehen, was wenn ein Fortuna-Spieler an der Außenlinie – hinter der die zahlreichen Fans Aufstellung nahmen – von einem Berliner umgegrätscht wird?

Das sind natürlich alles nur „was wäre wenn“-Szenarien, aber man kann sicher nachvollziehen, dass hier ein offener Spielverlauf nicht mehr gewährleistet war. Der Platzsturm nach dem nicht erfolgten Schlusspfiff von Schiedsrichter Stark setzte dem Ganzen die Krone auf.

Die verbleibenden 90 Sekunden nachzuspielen, war sicherlich notwendig, denn wer weiß, wie eine Masse von 51.000 Zuschauern reagiert, wenn statt des jahrelang erwarteten Aufstiegs nun das Spiel abgebrochen wäre.

Sicherlich haben viele Fortuna-Anhänger recht, dass es sich bei den „Platzstürmern“ nicht um Randalierer, Hooligans oder Ähnliches gehandelt hat, sondern einfach nur Leute mit ihrer Mannschaft feiern wollten. Doch sie haben sich dabei nicht an die Regeln gehalten und nun ihrem eigenen Verein geschadet.

Von vielen Düsseldorfern hört man derzeit, dass Hertha ja 180 Minuten in zwei Spielen Zeit gehabt und in den 90 Sekunden eh kein Tor mehr geschossen hätte, doch sollte man das beim Fussball bzw. allgemein im Sport nicht damit abtun. Was in zwei Minuten Nachspielzeit passieren kann, hat man am Sonntag in Manchester gesehen, als ManCity die Partie durch Tore in der 92. und 94. Minute drehte und sich die Meisterschaft sicherte. Hertha wurde diese Möglichkeit genommen.

Die von den Berlinern und den Medien verwendeten Begriffe, wie „Todesangst“, „Blutbad“ bzw. Hooligans, sind entsprechend genauso unnötig. Man kann argumentieren, dass die Sicherheit ein unkalkulierbares RIsiko war, aber allein daran, dass der Platz friedlich geleert wurde, sieht man, worum es den Fans auf dem Platz ging: Feiern mit ihrem Team.

Ich hoffe, das Sportgericht wird eine faire Entscheidung treffen, die meiner Meinung nach nur ein Wiederholungsspiel sein kann, da hier entscheidend in den Spielverlauf eingegriffen wurde. Eingegriffen haben natürlich auch die Hertha-Fackelwerfer, aber eben nicht entscheidend, auch wenn die Nachspielzeit natürlich dadurch erst zustande kam. Dafür muss es auch eine Strafe geben, ohne Frage, aber hat meiner Meinung nach nichts mit den restlichen Geschehnissen zu tun.

Morgen wissen wir mehr. Ich würde mich über eine Fortuna in der 1. Bundesliga freuen, aber das kann ja dann auch noch mit einem Erfolg im möglichen Wiederholungsspiel realisiert werden.

Bildquelle entnommen bei: neues-deutschland.de